Seit Anfang März können die Fahrgäste Busse und Bahnen im Stadtgebiet von Ingelheim wochentags ab 21 Uhr (bis morgens um 4 Uhr) und komplett am Wochenende (freitags ab 18 Uhr) kostenlos unter Verwendung der FAIRTIQ-App nutzen. Das Projekt soll bis Ende 2023 knapp zwei Jahre noch mehr Menschen dazu motivieren, das Auto öfter stehen zu lassen und dafür klimaschonend den öffentlichen Nahverkehr zu testen. Danach wird es hoffentlich als Erfolgsmodell dauerhaft umgesetzt.
"Endlich ist es soweit, dass wir unsere urgrüne Idee eines kostenlosen ÖPNV in Ingelheim umsetzen. Schon Februar 2018 hat die grüne Stadtratsfraktion in einem Antrag diese angestoßen. Wir bedanken uns ganz besonders bei unserer grünen Umwelt- und Verkehrsdezernentin Dr. Christiane Döll für ihr Engagement, ohne dass dieser Erfolg nicht möglich gewesen wäre“, fasst Jörg Wirtz, klima- und verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion, die Entwicklung zusammen. Seitdem haben die Ingelheimer Grünen sich immer wieder für eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs ausgesprochen, damals möglichst kostenfrei über die Idee einer „Ingelheim Karte“. In diversen Gremien und Workshops wurden diese Pläne weiterdiskutiert und mündeten nun in dieser Umsetzung.
Für Wirtz ist dies Ergebnis nun ein weiterer Baustein des von den Ingelheimer Grünen initiierten Masterplans „100% Klimaschutz - CO2-frei bis 2040!" Auch jetzt sieht Wirtz diesen Erfolg aber nur als erfreulichen Einstieg in weitere Entwicklungen. Für den Verkehrsexperten bleibt es aber dabei, die Ziele der bereits 2014 entwickelten Vision einer CO2-freien Mobilität für Ingelheim konsequent weiter zu verfolgen. Module dafür sind: komplett kostenloser ÖPNV auch unter der Woche, kombiniert mit einem Ausbau der Radwege, der Etablierung von Mobilitätsstationen mit eCarSharing-Flotte und einer möglichst autofreien Innenstadt mit attraktiver Fußgängerzone.
Ingelheim ist die erste Stadt in Rheinland-Pfalz, die kostenlosen ÖPNV anbietet. International gibt es weitere Städte-Beispiele:
- „Hasselt, Belgien, 70.000 Einwohner, seit 1997. Die Kostenfreiheit wurde nach 17 Jahren auf Kinder und Senioren eingegrenzt. Erwachsene zahlen ein geringes Entgelt (50 Cent). Als Grund der Modifikation werden eine Vervielfachung der Fahrgastzahlen, bzw. ein Regierungswechsel genannt.
- Templin, Deutschland, 16.000 Einwohner, 1998–2003. Steigerung der Passagierzahlen von 41.000 auf 350.000. Aufgrund des Fahrgastzuwachses 2003 Umwandlung in ein freiwilliges Bürgerticket-System. Kofinanzierung über Kurgäste.
- Tórshavn, Färöer, 20.000 Einwohner, seit 2007 in den Bussen des Stadtverkehrs, jedoch nicht in den Überlandbussen.
- Aubagne, Frankreich, 45.000 Einwohner, seit 2009. Steigerung der Passagierzahlen von 1,9 Millionen (2008) auf 4,9 Millionen (2012). Finanzierung überwiegend über eine Arbeitgeber-Abgabe.
- Vitré, Frankreich, 17.500 Einwohner. Seit der Errichtung im Jahre 2001 haben sich die Passagierzahlen bis 2010 versiebenfacht.
- Tallinn, Estland, 435.000 Einwohner, seit 2013: Nach einer Volksabstimmung mit einer Drei-Viertel-Mehrheit führte die estländische Hauptstadt einen Gratis-Nahverkehr für Bewohner Tallinns ein. Kofinanzierung durch Zuzugseffekte.Mittlerweile wurde das Angebot auf Regionalzüge ausgedehnt. Auch sämtliche Schüler und alle Personen ab 65 Jahren können den ÖPNV Tallinns gratis benutzen, sofern sie in Estland wohnen.“
Quelle: Wikipedia