Pyrolyse in Heidesheim – eventuell richtige Anlage am falschen Ort
Position der GRÜNEN zur geplanten Anlage beim ZOAR-Gelände
Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat im Stadtrat am 15. Dezember 2025 geschlossen gegen den Beschluss gestimmt, eine Pyrolyse-Anlage durch die Wohnungsbaugesellschaft Ingelheim (WBI) weiterentwickeln zu lassen, um damit die Wärmeversorgung der Heidesheimer Höfe zu gestalten.
Für uns GRÜNE ist das die (eventuell) richtige Anlage am falschen Ort. Eine solche Anlage macht dort Sinn, wo Biomasse direkt anfällt und kurze Transportwege einen sicheren Nachschub versprechen. Das ist aus unserer Sicht am Standort in Heidesheim nicht gegeben. Zudem sehen wir die unterstellte Wirtschaftlichkeit der Anlage als viel zu unsicher an.
Die drei Säulen für Einnahmen sind der Verkauf von
• Wärme
• Pflanzenkohle und
• CO2-Zertifikaten
Hinter allen Punkten steckt ein großes Fragezeichen. Vor allem der Verkauf von Pflanzenkohle ist aktuell ein hochspekulativer junger Markt, mit möglichen Preisstürzen in der Zukunft, wenn weitere Anlagen im näheren Umfeld entstehen. Eventuell muss die Ware dann sogar in weit entfernte Regionen verkauft werden, was durch lange Transportwege, dann die Klimabilanz wieder verhagelt. Auch der Verkauf von entstehenden CO2-Zertifikaten in diesem noch viel zu ungeregelten Markt droht die Klimaschutzeffekte zu unterlaufen. Auch hier stellt sich die Frage, wie sich das wirtschaftlich in der Zukunft entwickelt. Und der Verkauf von Wärme alleine macht die Anlage nicht konkurrenzfähig.
Diverse andere Unsicherheiten wie technische Haltbarkeit, Bedarf an Lagerflächen, extrem hoher Betriebsaufwand für eine personalintensive Betreuung der Anlage und der Prozesse kommen hinzu. Unter dem Strich stehen in der Bilanz für uns mehr Risiken als Chancen, weshalb wir das Projekt zumindest an diesem Standort ablehnen, zumal wir damit offensichtlich auch Politik gegen den Wunsch und die Bedürfnisse der Menschen vor Ort machen würden. Hier hätte sich für uns Geothermie als Alternative viel besser angeboten.
Dabei ist Pyrolyse sicher eine faszinierende Technologie, die an geeigneten Standorten einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Sie bindet Kohlenstoff, generiert ein nützliches Produkt (Pflanzenkohle) und auch Wärme. Solche Carbon Capture-Technologie hat an anderer Stelle ganz sicher ihre Berechtigung. Aber halt nicht am geplanten Standort.
All diese Argumente hat unser OB-Kandidat und baupolitische Sprecher, Stephen Heiser, gut auf den Punkt gebracht und in der entsprechenden Stadtratssitzung am 15. Dezember 2025 vorgetragen.