Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und der FWG lehnen den Vorschlag, auf den Heidesheimer Gemeindewiesen bei Heidenfahrt nördlich der A60 ein neues Gewerbegebiet zu errichten, entschieden ab. Die von der Stadt geplante Fläche von 34 Hektar, was etwa 48 Fußballfeldern entspricht, wird derzeit für den Obstanbau genutzt und ist für die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung. Für die GRÜNEN und die FWG ist klar: Diese hochwertigen landwirtschaftlichen Flächen dürfen nicht leichtfertig für Gewerbezwecke aufgegeben werden.
Die Verwaltung rechtfertigt den Bedarf mit zwei Stadtratsbeschlüssen aus der letzten Wahlperiode. Demnach strebt Ingelheim gemäß dem Gewerbeflächenentwicklungskonzept die Erschließung von 70 Hektar neuen Gewerbeflächen an, um die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Als zweiter Faktor wird die Beteiligung der Stadt an der BioTech-Valley-Initiative angeführt.
„Die BioTech-Valley-Initiative folgte aus der Hochphase der Coronapandemie, als viele Städte im Mainzer Umland große Hoffnungen in die Biotechnologie setzten. Doch dieser Boom hat sich nicht wie erhofft realisiert“, erklärt Stephen Heiser, baupolitischer Sprecher der GRÜNEN. Vor diesem Hintergrund scheint auch die Notwendigkeit der 70 Hektar neuen Gewerbeflächen aus heutiger Sicht deutlich überdimensioniert.
Den Vorwurf der CDU, die GRÜNEN würden erneut in das Muster der „Verbotspartei“ zurückfallen, weist Heiser scharf zurück: „Es geht hier nicht um Verbote, sondern um eine verantwortungsvolle Stadtplanung. Ein Gewerbegebiet auf dieser Fläche wäre faktisch ein Berufsverbot für die dort tätigen Landwirte.“
Das sieht auch Sybille Vogt, die Fraktionsvorsitzende der FWG so: „Wir werden einer Wandlung von landwirtschaftlich genutzten Flächen in Gewerbegebiete ablehnen. Für uns hat die regionale Produktion von Nahrungsmitteln Priorität. Damit sichern wir unseren Landwirten weiterhin eine Existenzgrundlage“.
Walter Luser, Ortsbeiratsmitglied für die GRÜNEN in Heidesheim, unterstreicht die Bedeutung der Böden: „Diese Schwemmlandflächen sind von großem Wert für die Landwirtschaft in Heidesheim. Wenn wir den wenigen verbliebenen Obstbaubetrieben nicht ihre Grundlage nehmen wollen, müssen wir gerade an dieser Stelle auf unnötige Gewerbeflächen verzichten. Die Tatsache, dass etwa 11ha von den geplanten 35 h Gewerbefläche im Besitz der Kommune sind, darf dabei keine Rolle spielen.
Ähnlich sieht es auch Dr. Anne Mense-Stefan, ebenso Ortsbeirätin für die FWG: „Die Lage des vorgeschlagenen Gewerbegebietes ist fernab anderer bestehender Gewerbeflächen und eine Erschließung aufgrund der Nähe zum Rhein schwierig. Es besteht Konfliktpotenzial zum bestehenden Wohngebiet und dem Naherholungsgebiet am Rheinufer. Außerdem sehen wir die Erschließung über das Trinkwasserschutzgebiet oder dem Wildgraben kritisch. Das Gewerbegebiet wäre größer als die Fläche von Heidenfahrt insgesamt.“
Das oben erwähnte Gewerbeflächenentwicklungskonzept betont übrigens in einer seiner Handlungsempfehlungen zum Thema Nachhaltigkeit, dass es darum geht, sorgsam mit der Ressource Boden und Wasser umzugehen und dass ausreichende Grünflächen für das Mikroklima notwendig sind. Genau dieser Aspekt wird aber gerade bei diesem Plan für ein Gewerbegebiet sträflich vernachlässigt.
Gemeinsam fordern die GRÜNEN und die FWG in einem Antrag die Stadtverwaltung auf, die Pläne für die großflächige Gewerbeentwicklung zu überdenken und hier stattdessen auf nachhaltige, zukunftsorientierte Konzepte wie Agri-Photovoltaik zu setzen. „Die geforderten 70 Hektar Gewerbefläche sind aktuell unrealistisch und sollten vor allem nicht an dieser Stelle umgesetzt werden. Wir müssen den Fokus auf nachhaltige Stadtentwicklung legen, die sowohl die sozialen als auch die ökologischen Herausforderungen berücksichtigt“, so Heiser abschließend.