GRÜNE für Neukonzeption Betreuende Grundschule – Zeitpunkt der Einführung überdenken
8. April 2025
Hintergrund ist das Ganztagsförderungsgesetz, das im Bundestag 2021 verabschiedet wurde. Ab 2026 haben demnach alle Kinder im Grundschulalter das Recht auf eine ganztägige Betreuung – acht Stunden an fünf Tagen in der Woche. Es soll die Betreuungslücke geschlossen werden, die entsteht, sobald Kinder nach der Kita eingeschult werden. Das stärkt zum einen die Chancengleichheit der Kinder in der nach wie vor stark einkommensabhängigen Bildung Deutschlands. Flächendeckend bessert sich zum anderen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor allem für Frauen, die oft immer noch die Betreuung in der Familie übernehmen.
Nun stehen die Kommunen in der Pflicht, dieses Gesetz entsprechend dem lokalen Bedarf umzusetzen. In Ingelheim hat die zuständige Dezernentin Eveline Breyer im November 2024 dem Schulträgerausschuss die Zusammenhänge erläutert und ein Konzept zur Umsetzung vorgelegt. Nach Diskussionen um den erheblichen Personal- und Kostenaufwand hat das Gremium dann im März 2025 einem Grundsatzbeschluss zugestimmt. Kern dieses Beschlusses: Es soll künftig keine betreuende Grundschule mehr parallel zur Ganztagsschule angeboten werden, da sich alle Ingelheimer Grundschulen – bis auf die Rabenkopf-Grundschule Wackernheim – auf den Weg zur Ganztagsschule machen werden. Einen Knackpunkt bildet dabei der Freitagnachmittag: Da die Ganztagsschule freitags nur bis 12 Uhr gelten soll, muss zur Abdeckung des 40-stündigen Rechtsanspruchs hier noch die Betreuende Grundschule einspringen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN macht sich stark für mehr Bildungsgerechtigkeit sowie die Ermöglichung von Erwerbstätigkeit für alle Menschen und will gegen die Ungleichheit in Schule und Arbeitsmarkt vorgehen. Letztlich stärkt sie damit Familien. Die GRÜNE Stadtratsfraktion Ingelheim schließt sich daher dem Grundsatzbeschluss vorerst an. „Dass es keine Parallelstruktur von Ganztagsschule und BGS mehr geben kann, ist für uns im Haushaltskonsolidierungsprozess plausibel“, so Torsten Kühn-Schad, schulpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion. Und weiter: „Das neue Konstrukt bietet vor allem für Kinder aus eher bildungsfernen Milieus erhebliche Chancen. Gemeinsames – gerade soziales – Lernen ist hier ein wichtiges Stichwort.“
Vor dem Hintergrund sozialer Aspekte hatten die Mitglieder der GRÜNEN im Ausschuss auch angeregt, zukünftig die Kosten für die BGS an den Freitagen flexibler zu gestalten. Denkbar wäre hier etwa eine einkommensabhängige Staffelung oder Ermäßigungen, wenn mehrere Kinder betreut werden.
Was den Zeitpunkt der Umsetzung betrifft, schwebt der GRÜNEN-Fraktion noch mehr Flexibilität vor. Denn in der raschen Umsetzung des neuen Konzepts, zunächst für die neuen Erstklässler, sehen einige Eltern eine große Herausforderung. Sabine Steinhauer, Mitglied des Stadtrates, macht einen konstruktiven Vorschlag: „Wir könnten uns eine Einführung auch gut erst zum zweiten Halbjahr des Schuljahres 2025/26 vorstellen, um den Eltern mehr Zeit und Raum zur Planung zu geben.“
Einige Wünsche von Eltern, die an die Fraktion herangetragen wurden, liegen im Gestaltungsbereich der Schulen – so etwa nach einer Art „Gutschein“ für einzelne freie Nachmittage oder mit Blick auf die Integration von Vereinen bzw. Musikerziehung in der Nachmittagskonzeption. Die GRÜNEN begrüßen es, wenn die Schulen hier gemäß ihrer Möglichkeiten und in Abstimmung mit den Eltern die bestmöglichen Lösungen finden.