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Die Haushaltsrede 2022 -- Bündnis 90 / Die Grünen

Erstellt von Heinrich Jung |

Die Geschichte vom investiven und konsumtiven Euro.

Im HH können wir sie finden: Die frustrierten, die geringgeschätzten, die gelangweilten Euros.

Da ist er, der Euro, der schon so lange eingeplant ist: Er stand letztes Jahr schon im HH! Und im Jahr davor auch! So lange schon wurde ihm versprochen: „Wir geben dich aus! Für eine ganz wichtige, sinnvolle Sache!“ Und wieder ist nichts passiert! Und so steht er an der gleichen Stelle, auf der gleichen HH-Position. Aber er kann sich trösten, er hat immerhin einen guten Ruf! Er ist eine Investition! Er macht was her! Auf ihn sind alle stolz! Er kann sich sehen lassen! Er schafft bleibende Werte und bringt eine tolle Optik im Zahlenwerk!

Aber auf die Kollegen von der Maßnahme 114138 ist er neidisch: Die 24 Mio. Euro für die Präsident-Mohr-Schule!

Die PMS war vor langer Zeit einmal eine Investition in die Zukunft, damals, als sie gebaut wurde. Sie war und ist ein Ort der Bildung, den auch einige der heute Anwesenden besucht haben. Doch die Bauten sind in die Jahre gekommen und genügen nicht mehr den modernen Ansprüchen: Eine neue Investition muss her!

Aber dabei muss Einiges besser gemacht werden als damals! Der Neubau muss mit viel weniger Energie auskommen als der Altbau! Das ist nachhaltig! Denn eines ist klar: Um die Schule neu bauen zu können, muss die alte abgerissen und das Material entsorgt werden. Für den Neubau braucht es dann wieder jede Menge Beton und Stahl, dessen Herstellung seinerseits enorm viel Energie und Material verschlingt. Deshalb muss die neue Schule energetisch auch viel besser werden! Die Gebäudehülle soll in der Lage sein, allen Strom, der drinnen gebraucht wird, selbst zu erzeugen! Und drinnen wird so gut gelernt wie eh und je, aber inklusiver, ohne Ausgrenzung, mit gleichen Chancen für alle.

Viele Euros wünschen sich auch einen solch sinnvollen Einsatz! Statt Jahr für Jahr als Stromkosten „verheizt“ zu werden, wollen sie eine sinnvolle Investition sein und träumen von einem ruhigen Leben als PV-Anlagen auf städtischen Gebäuden! Man würde zu ihnen aufschauen! Sie wären ein Vorbild für die Ingelheimer Bürgerinnen- und Bürger. Auch bei denen liegen  eine Menge Euros sinnlos herum, die sich, animiert vom PV-Förderprogramm der Stadt, eine bedeutsame Aufgabe wünschen!

Auch ein wichtiges Vorhaben: Die Baumstandorte sind noch gar nicht alt, sie waren aber zu klein, zu eng für das Lebewesen Baum! Jetzt werden sie noch mal richtig gemacht! Beim neuen Standort müssen die Bedingungen stimmen! Denn wir brauchen Bäume als Verbündete in kommenden, schweren Zeiten!

Also zugegeben: Der investive Euro steht ganz gut da!

Ganz mies fühlt sich dagegen oft der konsumtive Euro. Er wird nicht gerne gesehen, ihn will man besonders gerne einsparen! Man nennt ihn „Kosten“, und er wird gedrückt und gegängelt. Dabei ernährt er viele Familien, und die geben ihn auch gleich wieder aus - er kommt weit rum in der Welt. Er ist es, der die Wirtschaft am laufen hält. Er geht vor allem in die Hände von Menschen, ernährt sie und ist auch schnell wieder weg, zu anderen Menschen - ein Vagabund! Ingelheim nennt sich stolz Fair Trade Town: Wenn wir hier einen fairen Preis für Kaffee bezahlen, ernährt der Euro Familien in Mexiko und dort kann sinnvoll Investiert werden.

Je mehr Euro für Dienstleistungen ausgegeben wird und je weniger für Sachen, um so nachhaltiger ist er unterwegs. Das was ein Sozialarbeiter leistet, ist nicht materiell, ist nicht sichtbar, aber sehr wertvoll. Wird der Euro im Gegensatz dazu für ein Ding wie ein Laptop ausgegeben, verbessert das seinen Ruf erheblich: Wir Menschen sind halt verliebt in Sachen! Aber der „Lohn“ für die Soziale Arbeit von heute sind zufriedene und erfolgreiche Menschen von morgen – darauf darf der konsumtive Euro wirklich stolz sein!

 

Ich wollte erzählen von der Nöten der Euros im Ingelheimer HH 2022. Wir Grünen leiden mit ihnen und wünschen ihnen eine gute Zukunft.

 

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